Die Judenverfolgunfg im "Dritten Reich" (1941-1942) — страница 2

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die Welt würde ihr Fortbestehen nicht einen Tag länger dulden, wenn sie nur die Wahrheit erführe - ja, diese Welt selbst könnte so nicht bestehenbleiben, in der dies möglich geworden war. Die meisten Zeugnisse sind mit ihren Schreiben verschollen. Hier und da fand man später hinter einer Mauer oder auf einem Dachboden ein verstaubtes Heft, letztes Lebenszeichen eines Menschen, dessen Spur ins Nichts führe. Einige Berichte wurden während des Krieges von Flüchtlingen ins neutrale Ausland gebracht oder unter dem frischen Eindruck der Erlebnisse in der Freiheit niedergeschrieben. Jeder Überlebende glaubte etwas ganz Einmaliges und Wichtiges erzählen zu müssen. Er verstand sich als zufälligen, vielleicht einzigen Zeugen

einer menschenvernichtenden Katastrophe. Damals waren die wenigen, die aus Auschwitz oder dem brennenden Warschauer Ghetto entkamen, tatsächlich Sendboten aus einer Unterwelt, von der man noch auf keine andere Art verlässliche Nachricht empfangen hatte. Auf Himmlers Befehl wurden zwar vor Kriegsende noch die meisten Unterlagen seines Amtes vernichtet, aber schon die zufällig erhalten gebliebenen Dokumente ergeben ein erdrückendes Beweismaterial. Die Tatsachen sind heute allgemein bekannt oder könnten es zumindest sein, da inzwischen genügend dieser Akten veröffentlicht wurden. Die Judenverfolgung, die sich bis zum staatlich organisierten Genozid steigerte, ist das nach umfang und Systematik sicher furchtbarste Verbrechen der Nazis, die auch

Millionen Angehöriger der slawischen Völker ermordeten. Die Juden waren die ersten Opfer eines umfassenden Ausrottungsprogramms zur “rassischen Neuordnung” Europas, das von eimen siegreichen Hitlerdeutschland verwirklicht worden wäre. Ihr Schicksal beweist, in welchen Abgrund des Verbrechens die nazistische Raubtierphilosophie führe. An diesem Beispiel zeigt sich die Krankheit einer ganzen Epoche. Nicht eine judische, eine deutsche Angelegenheit wird hier verhandelt. Mit Hitlers Machtantritt war das Ende der Demokratie in Deutschland gekommen. Die erste Terrorwelle richtete sich gegen die deutsche Arbeiterbewegung, in der die Nazis zu Recht ihren entschiedensten Gegner erkannten. Die Stimme der Vernunft und der Humanität musste gewaltsam zum Schweigen

gebracht werden, bevor die neuen Machthaber ihre Pläne in die Tat umsetzen konnten. Bald wurden alle politischen Parteien verboten. Entsetzt erkannten die Verfolgten, dass der Staat das Verbrechen schützte: Verbrecher hatten die Staatsmacht übernommen. Noch gab es Widerstände in der Maschinerie, aber die Gleichschaltung hatte begonnen. Eine wüste antikommunistische und antisemitische Hasspropaganda diente der Einschüchterung und Disziplinierung der Bevölkerung wie der psychologischen Vorbereitung weiterer Massnahmen, die den Terror zum Gesetzt erhoben. Der Errichtung der Konzentrationslager für alle politischen Gegner des Regimes folgten 1935 die Nürnberger Rassengesetzte, die den Rückfall ins Mittelalter konstituierten. 1938

demonstrierte der neue Staat seinen kriminellen Charakter in aller Öffentlichkeit. Der zentral gelenkte Pogrom vom 9. November, der von der Propaganda als spontane Erhebung der deutschen Bevölkerung hingestellt wurde, leitete mit Brandstiftung, Mord und Massenverhaftungen eine zweite Welle von Gesetzten ein. Man nahm den deutschen Juden auf juristischem Wege die letzten Rechte und entzog ihnen die wirtschaftliche Existenzgrundlage, um sie zur Emigration zu zwingen. Nach Beginn des zweiten Weltkrieges wurde der bis dahin erreichte Stand der antisemistischen Gesetzgebund in vollem Umfang auf die von Hitlers Truppen überfallenen Länder übertragen. Die polnischen Juden mussten als erste das Zeichnen des Davidsterns anlegen. Sie wurden in bewachten Ghettos

gefangengehalten, in denen Hunger und Seuchen bald ein Massensterben auslösten. In den westeuropäischen Staaten begnügte man sich vorerst mit der Registrierung und der Einführung der Kennzeichnungspflicht. Mit dem Überfall auf die Sowietunion begann die nächste Etappe. An die Stelle der Umsiedlung trat nun die Vernichtung. In allen Dörfern und Städten von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer wurde die jüdische Bevölkerung unter dem Vorwand einer Registrierung zusammengetrieben und bis auf wenige, für die Truppe unentbahrliche Fachkräfte an Ort und Stelle erschossen. Gelegentlich verwendete man auch Gaswagen, wie sie in Deutschland bei der “Euthanasie”-Aktion eingesetzt wurden. Gleichzeitig suchte man nach wirksameren